Der Schrei nach Fußball – (von Thomas Nikoleit)
Du spielst an der Konsole nur virtuell
mit Gegnern, die Du nicht siehst –
In einer Scheinwelt, in der Du ganz schnell
Den Bezug zum wahren Leben verlierst.
Es ist bequem und Du bewegst Dich kaum
Beim Spiel, das Dich immer wieder ruft.
Doch sitzt Du stets nur im selben Raum,
Bist nur ganz selten an der frischen Luft.
—
In Deinem Zimmer spielst Du allein,
hast einen Gegner aus einem fernen Land.
Doch es könnt genauso der Nachbar sein,
Den Du im Hausflur hast umgerannt.
Tagelang hast Du am Rechner gesessen,
Denn heut willst Du das Spiel gewinnen.
Tagelang kaum geschlafen, kaum gegessen.
Jetzt kann das Endspiel beginnen!
—
Doch was passiert nun? Du hörst Geschrei.
Jemand ruft Dich beim Namen.
Ist das Finale, bevor es anfängt, vorbei?
Es sind reale Freunde, die kamen –
In kurzen Hosen gelaufen, den Ball unterm Arm.
Du öffnest das Fenster nur einen Spalt.
Die Sonne scheint rein, draußen ist‘s warm.
Und das Computerspiel lächelt eiskalt.
—
Nun ist es soweit! Das Finale beginnt!
Doch der Ruf der Freunde lässt keine Ruh!
Plötzlich scheint Dir egal, wer das Spiel gewinnt.
Wo liegen die Fußballschuh‘?
In der Ecke liegen sie, völlig verstaubt.
Und sie passen, weil Du sie anprobierst.
Hättest Du vor diesem Endspiel geglaubt,
dass Du es vergisst und verlierst?
—
Doch dies ist Dir gerade völlig egal.
Die echten Freunde zogen Dich raus,
Aus diesem tiefen, einsamen Tal.
Nach Wochen verlässt Du endlich das Haus.
Du bist gespannt, was Dir mit dem Ball noch gelingt,
Rennst gleich auf dem Bolzplatz hin und her.
Und Dein Nachbar, der Dich im Finale bezwingt,
Schaut traurig und neidisch Dir hinterher.